Die Sache mit den Tüten …
Eine schier unfassbare Auswahl an Kotbeuteln steht uns Hundehaltern zur Verfügung. Wir haben uns näher mit dem Thema beschäftigt und es vor allem unter Nachhaltigkeitsaspekten unter die Lupe genommen.
Der ökologische Fußabdruck unserer Hunde ist sowie so schon verhältnismäßig hoch. Denn viele werden mit (viel) Fleisch ernährt. Hinzu kommen dann noch unter anderem 1-3 Kotbeutel (und die Füllung) pro Tag, die sehr viel Abfall produzieren (=365–1095 Tüten mit Füllung pro Jahr, bei 12 Jahren Lebenserwartung= bis zu 13.140 Stk.).
Rund 200.000.000 Hundekotbeutelgeben die deutschen Städte und Gemeinden jährlich raus. Das sind rund 4 % (!!!) aller Plastiktüten in Deutschland.
Wie können wir Hundehalter den ökologischen Fußabdruck unserer Hunde möglichst geringhalten?
Aktuell stehen Tüten aus den folgenden Materialien zu Verfügung:
Einfache Plastik-Kotbeutel aus Polyethylen (PE), also verarbeitetem Erdöl, sind wohl der Standard und das Fiasko unter den Tüten für’s Geschäft. Für sie müssen ausschließlich neue Ressourcen genutzt werden. Außerdem stellen sie, wenn sie verbotener Weise in die Umwelt gelangen, Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang ein Problem dar. Durch ihre geringe Materialstärke kann Mikroplastik in die Umwelt gelangen, und Tiere und Wasser schädigen und darüber auch in die Nahrungskette von uns Menschen gelangen.
Plastik-Kotbeutel aus nachwachsenden Rohstoffen wie z. B. aus Zuckerrohr werben gerne mit einem grünen Image. Leider sind sie nicht nachhaltig. Sie bestehen zwar nicht aus Rohöl, aber wurden aus Rohstoffen gefertigt, die als Lebensmittel dienen könnten. So wenig, wie Essen in unserem Tank landen sollte, sollte es für das Produzieren von Plastiktüten verwendet werden. Achtung: Nur, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und gerne einen „Bio“-Schriftzug aufweisen, sind sie nicht zwangsläufig biologisch abbaubar. Das Problem der Zersetzung in der Umwelt stellt sich hier also ebenso.
Kotbeutel aus Papier haben ebenfalls ein trügerisches Ökoimage. Zum einen bietet sich Papier nicht an, um etwas weichere Haufen zu entfernen und spätestens im Mülleimer weicht die Tüte durch… zum anderen haben Papiertüten insgesamt sogar eine schlechtere Umweltbilanz als Plastiktüten. Die Herstellung der Materialkomponenten für Papiertüten ist sehr energie- und wasseraufwändig. Um sie stabil zu gestalten muss viel Material verwendet werden, das außerdem chemisch behandelt werden muss.
Tüten aus Polyvinylalkohol lösen sich bei Wasserkontakt auf. Wie sinnvoll das Auflösen bei Nässe bei einem weicheren Häufchen ist, kann man sich vorstellen. Auch in öffentlichen Mülleimern ist es unangenehm, wenn sich die Tüte zersetzt und den Inhalt freigibt. Geworben wird damit, dass sich die Tüte, wenn sie mal im Gebüsch landet, einfach auflöst. Hundekot sollte aber nicht auf Äckern und Wiesen liegen bleiben, da er das Grundwasser verschmutzt. Das Entsorgen im nächsten Busch ist also ebenfalls ein No-go.
Tüten aus biologisch abbaubaren Rohstoffen zersetzen sich deutlich langsamer. Sie bestehen zumeist aus 30–50 % nachwachsenden Rohstoffen und 70–50 % aus Erdöl. Arne Krämer von The Sustainable People setzt sich dafür ein, dass Städte und Gemeinden nur noch biologisch abbaubare Tüten herausgeben. Der Ansatz ist super, da falls ein Beutel doch mal in der Umwelt landet, zumindest vom Plastik keine Gefahr ausgeht. Der Aspekt des verwendeten nachwachsenden Rohstoffes (oft Mais oder Zuckerrohr = Lebensmittel bzw. Anbaufläche für Lebensmittel) bleibt jedoch bestehen.
Kotbeutel aus recycelten Rohstoffen werden aus altem, wiederverwertetem Plastik hergestellt. Dadurch werden Rohstoffe und CO2-Emmissionen eingespart. Dennoch bleibt es wie alle Tüten ein Einwegprodukt.
Wichtig ist: Hundekot gehört immer in den Restmüll, sodass sich die Frage nach Recycling oder Kompostieren erübrigt.
Wir sollten bei der Wahl des Kotbeutels also auf das geringste Übel bei der Produktion achten. Für uns bedeutet das: Kotbeutel aus recycelten Rohstoffen die wir selbstverständlich in dafür vorgesehenen Mülleimern oder spätestens zuhause entsorgen!
Unseren Beutelkonsum versuchen wir außerdem dadurch zu reduzieren, dass unsere Hunde ihr Geschäft (in der Regel) in einem bestimmten Teil des Gartens verrichten und wir den Kot mit einem Schäufelchen direkt in die Restmülltonne entsorgen. So entsteht kein zusätzlicher Müll. Selbst im Sommer ist das, durch den restlichen losen Müll wie den Staubsaugerinhalt, Pizzakartons, Badmüll etc., olfaktorisch und verschmutzungstechnisch kein Problem. 😉
Ihr wollt wissen wie es um euren ökologischen Fußabdruck bestellt ist? Dann schaut doch mal hier: https://klimaohnegrenzen.de/kompensieren
Links zum Thema [alle Links letzter Zugriff 18.2.2020]:
Hund und Katze als Klimasünder? https://www.sueddeutsche.de/wissen/co2-ausstoss-hund-und-katze-als-klimasuender-1.3617154
Über die Ökobilanz von Hund & Katze https://www.sueddeutsche.de/wissen/oekobilanz-haustiere-hunde-katzen-pferde-futter-klimawandel-1.4268790
Kotbeutelpaten – auch was für Mainz und Umgebung? https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.baden-wuerttemberg-staedte-suchen-paten-fuer-hundekotbeutel.48649a99-184e-44c7-9efe-ec2e895a7d44.html
Was ist schlimmer? Der Haufen oder die Tüte? https://www.sueddeutsche.de/panorama/muell-was-ist-schlimmer-hundekot-oder-hundekotbeutel-1.3489244
Nutzung von dünnen Plastiktüten
https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20150328STO38904/eu-begrenzt-nutzung-von-leichten-plastiktuten
Nabu zu der Nutzung von Papier-, Plastik- und Baumwollbeuteln https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte/19463.html
Arne Krämer von The Sustainable People mit seiner Arbeit (abstract) zu Kotbeuteln: https://thesustainablepeople.com/wp-content/uploads/Hintergrundpapier-Hundekotbeutel.pdf
Laut DUH nutzen die Deutschen jährlich 5,3 Mrd. Plastiktüten
https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/duh-umfrage-zeigt-buerger-wollen-weniger-plastiktueten/